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20.08.2021

21 Einsatzkräfte in technischer Großtierrettung ausgebildet

Bild - Gruppenfoto
© FF Wattenbek (A.Dykow)

Einsätze mit Großtieren wie zum Beispiel Pferden oder Rindern stellt für die Feuerwehr eine große Herausforderung dar, die bedingt durch das hohe Gewicht der Tiere und die durch den Fluchtinstinkt schwer vorhersehbaren Reaktionen mit erheblichen Gefährdungen für die Einsatzkräfte einhergeht.

Gab es vor einigen Jahren auf den Dörfern vornehmlich Nutztiere, so hat sich, vor allem auch in den Gemeinden um Bordesholm herum, die Anzahl der Freizeittiere wie zum Beispiel Pferde oder sogar Alpakas erhöht. Bedingt dadurch, wird auch ein Einsatz mit solchen Tieren für die Feuerwehren wahrscheinlicher. Allein für das Jahr 2020 finden sich über 473 Presseartikel zu Feuerwehreinsätzen mit Großtieren. Die Feuerwehren des Amtes Bordesholm-Land sahen daher Handlungsbedarf und beschafften vor circa eineinhalb Jahren ein spezielles Geschirr für die technische Großtierrettung, mit dem Ziel, die Sicherheit der Einsatzkräfte zu erhöhen und den Tieren eine möglichst schonende und stressreduzierte Rettung zukommen zu lassen. Pandemiebedingt konnte erst jetzt die Ausbildung durchgeführt werden. Mit Michael Böhler verfügt die Feuerwehr Bordesholm über einen geschulten Großtierretter, der sein Wissen zusammen mit Lutz Hauch von ComCavalo, Feuerwehrangehörigen aus fast jeder Amtsgemeinde weitergegeben hat.

Einer Studie der American Hospital Association zufolge würden 83 % der Tierbesitzer ihre Gesundheit oder gar ihr Leben riskieren, um ihrem Tier zu helfen. Dieser Umstand zeigt, dass bei Einsätzen mit Tieren häufig auch starke Emotionen im Spiel sind. Bedingt durch ihre Anatomie und die Art, wie die Tiere ihre Umwelt mit ihren Sinnen aufnehmen, ergeben sich besondere Anforderungen an die Technik der Rettung sowie das Herangehen. Die Schulung beinhaltete daher vor dem praktischen Teil auch einen theoretischen Teil der sich auf die Sinneswahrnehmung der Tiere, das Deuten von Körpersprache und die Gefahren durch die Reaktionen der Tiere bezog. Ebenso wurde analysiert, welche Fehler Feuerwehren bisher bei Rettungsaktionen begangen haben.

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Diese sehr allgemeine Erkenntnis trifft auch auf Feuerwehren zu, die versucht haben, mit Bordmittel wie Schläuchen und Hebebändern Tiere aus zum Beispiel Gräben oder umgestürzten Anhängern zu befreien. Durch eindrucksvolle Videos wurde den Semiarteilnehmern gezeigt, wie die Feuerwehren zwar engagiert im Einsatz waren, sich dabei jedoch selbst in Gefahr brachten und die Tiere in einigen Fällen sogar bei der Rettung so weit verletzten, dass die Tiere im Nachgang eingeschläfert werden mussten.

Am Nachmittag des circa 8-stündigen Seminars ging es dann in der Praxis an den rund 200 Kg schweren Pferdedummy „Hope“. Es wurden Möglichkeiten zum Herstellen eines Behelfshalfters gezeigt, erläutert, wie die professionellen Hilfsmittel zum Bewegen der Großtiere eingesetzt werden, bis hin zum Anheben der Tiere mittels Traktor oder Drehleiter. In praktischen Übungen wurden alle Einsatzmöglichkeiten des Geschirrs umgesetzt. Hierbei wurde immer wieder auch auf die Ordnung der Einsatzstelle, das Verhalten der Einsatzkräfte und die Sicherheit der mitwirkenden Personen eingegangen.

Am Ende eines anstrengenden Tages stand für alle Einsatzkräfte, die zum Teil selbst Besitzer von Pferden oder Nutztieren waren fest, dass man selbst mit Vorkenntnissen im Umgang mit Tieren erheblich dazugelernt hat. Das Seminar ist eine sinnvolle Ausbildung für Einsatzkräfte aber auch Tierärzte und Tierärztinnen.

Text: D.Rixen, WF FF Wattenbek

Bilder FF Wattenbek


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